Auf zu neuen Ufern

ESG-Erlangen
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Liebe Leserin,
lieber Leser,

vor mehr als sechs Jahren haben wir unsere Pfarrstelle angetreten. Wir sind in das Pfarrhaus in Offenhausen eingezogen mit der Prämisse, dass wir mindestens zehn Jahre in dem Haus leben und in der Gemeinde wirken. Seither hat sich viel in unserer Welt, unserer Gesellschaft und in der Kirche verändert. Und auch bei uns privat.

In den vergangenen Jahren haben wir gern in dieser Gemeinde gearbeitet und noch lieber in ihr gelebt. Wir sind mit Leib und Seele „Dorfpfarrer“. Und wir - die wir aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen - haben hier etwas gefunden, das über berufliche Sicherheit hinausgeht: Freunde und Heimat für uns als Familie. Und vor Kurzem ist unser Traum wahr geworden: Wir konnten ein Haus kaufen, das diese Heimat für uns sichert und uns auch einen beständigen Wohnsitz und – nicht zuletzt – eine Ruhestandsabsicherung bietet. Das heißt: Wir als Familie bleiben hier und bleiben Teil der Dorfgemeinschaft und dieser Gemeinde, die uns allen vieren sehr am Herzen liegen. 
Die große Chance für unsere Familie bedeutet aber auch eine bewusste berufliche Einschränkung für uns. Diesen Schritt haben wir uns gründlich überlegt und geben dem Wohl unserer Familie, unserer Kinder den Vorrang vor beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten oder dem Gemeindedienst im Hammerbachtal, denn an diesen ist nun einmal das Leben in einer Dienstwohnungen geknüpft. 

In den vergangenen Jahren haben wir viel Kraft, Herzblut, Leidenschaft und Liebe in unsere Arbeit hier in dieser Gemeinde und der Region investiert. Wir haben mit euch gelacht und geweint. Wir durften Teil Eures Lebens werden, wenn wir getauft, konfirmiert und getraut haben. Wir haben Euch begleitet in Krankheit, Sterben und Abschied. Wir sind neue Wege gegangen, um Gemeinde auch durch Lockdowns und Corona-Auflagen lebendig zu halten. Wir haben ein rauschendes Fest zu Reformations- und Posaunenchorjubiläum mit euch gefeiert. Wir durften verdiente Bläser*innen ehren -  und mussten zwischenzeitlich von einigen auch Abschied nehmen. Wir haben die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden gefördert und intensiviert. Nicht alles ist uns geglückt, vieles war gut, und wir haben bestimmt auch (wenn auch nicht absichtlich) manchen Fehler gemacht. Aber auch das gehört zum Menschsein dazu. Und das war und ist das, was uns wichtig ist: menschlich, ehrlich und authentisch sein - sowohl im beruflichen wie auch im privaten Miteinander.

Die Begegnungen mit euch als Ehrenamtliche, mit euch als Gemeinde bedeuten uns viel. Die Lebendigkeit dieser Gemeinde ist enorm und ist ein riesiger Schatz! Wir haben versucht, mit euch unseren Beitrag zu leisten, Menschen für den christlichen Glauben im wahrsten Sinne des Wortes zu beGEISTern.

Wir hätten gerne noch das ein oder andere begonnene Projekt abgeschlossen. Einige wurden ja ordentlich ausgebremst. Allen voran der Umsetzungsprozess zum Landesstellenplan und die Neugestaltung des Kirchhofs mit der Barrierefreiheit unserer Kirche. Für uns ist es schade, dass wir diese Projekte nun nicht mehr umsetzen können. Aber keine Sorge: Auch hier wird es weitergehen.

Eine Frage, die sich natürlich viele Menschen stellen: Warum wechseln wir die Stelle? Und das gerade jetzt? Wir haben es offen kommuniziert - auch bei der Gemeindeversammlung: Unsere Perspektive hier war maximal noch bis Juni 2024. In dieser Zeit würden wir uns neu orientieren. Unser Antrag an den Kirchenvorstand, in der Übergangszeit bis zur Umsetzung des neuen Landesstellenplans im eigenen Haus wohnen zu können, wurde von diesem  - in einer Sitzung, die durch Dekan Schäfer geleitet wurde - nach reifer Überlegung abgelehnt. Damit geht auf der einen Seite die Hoffnung des KV einher, das Pfarrhaus als Dienstwwohnung eventuell erhalten zu können. Auf der anderen Seite wurde für uns ein Stellenwechsel auch einfach nötig, da das Wohnen im Pfarrhaus mit hohen Kosten verbunden ist. Außerdem ist es notwendig, dass für die Begutachtung von Baumängeln (im 1. Stock senken sich z.B. in einigen Zimmern die Böden) ein Teilauszug notwendig ist.

So war es klar für uns, dass wir nun unserer Lust auf Neues, Unbekanntes folgen. Wir haben uns nach neuen spannenden beruflichen Herausforderungen umgeschaut, die bewusst keine klassische Gemeindearbeit sind. Dass nun gerade die erste Stelle, die uns entsprochen hat und auf die wir uns bewerben, tatsächlich klappt, war auch für uns eine Überraschung. Eine Überraschung mit einem lachenden und einem weinenen Auge - wie es nuneinmal bei Veränderungen oft ist.

Auf der einen Seite fällt es nicht leicht – den Abschied aus dem Dienst in einer wunderbaren Gemeinde vor Augen. Vor allem, weil er früher kommt, als wir das ursprünglich geplant und gehofft hatten. Auf der anderen Seite freuen wir uns aber auf neue Aufgaben, die auf uns warten. Ab November werden wir – wieder als Pfarrehepaar – die Studierendenseelsorge in der Evangelischen Studierendengemeinde Erlangen übernehmen. Für uns eine Traumstelle, auch weil sich die Arbeit in einer Studierendengemeinde grundlegend von der einer Kirchengemeinde unterscheidet: Bunte Menschen aus aller Herren Länder, eine hohe Fluktuation und ein ständig sich veränderndes Angebot. Es liegt eine spannende Aufgabe vor uns, bei der wir dort gemeinsam mit den Studierenden lebendige Kirche, Gemeinde und Gemeinschaft gestalten.

Damit endet zum 31. Oktober für uns der Dienst in der Kirchengemeinde Offenhausen. 

Bis es soweit ist, werden wir auch weiterhin unsere Kraft, unsere Leidenschaft, unser Herzblut in diese, in unsere Gemeinde und das Hammerbachtal investieren. Dafür schenke uns unser uns liebender Gott Kraft und Segen.

Seid gesegnet, bleibt behütet


Eure Ann-Sophie und Martin Hoepfner.

 


Und wie geht‘s nun weiter?


Vielleicht fragt sich nun der ein oder andere, wie es dann nun weitergeht. Zum Redaktionsschluss des Gemeindebriefes konnte dies allerdings noch nicht geklärt werden.

Die Kernaufgaben werden aber unter den benachbarten Kolleg*innen aufgeteilt werden: Geschäftsführung, Kasualien, Seelsorge, Konfirmandenunterricht... Wer für was zuständig sein wird, erfahren Sie / erfahrt Ihr im nächsten Kirchenboten.

Unsere Verabschiedung aus dem Dienst in der Kirchengemeinde Offenhausen ist für den 30. Oktober um 15 Uhr geplant. Wir freuen uns, wenn Ihr uns auch bei diesem Schritt begleitet.